Das ethische Dilemma beim Blockieren von Werbeanzeigen

Werbung im Internet kann ganz schön nervig sein und das Besuchererlebnis auf einer Webseite deutlich schmälern. Viele Menschen greifen deswegen zu einem Werbe- oder Adblocker. Entsprechende Tools lassen sich innerhalb von Sekunden finden und installieren, anschließend sieht man auf den meisten Seiten keine Werbeanzeigen mehr. 

Doch das kann für die Betreiber einer Webseite weitreichende Folgen haben. Dieser Artikel erklärt das Dilemma beim Blockieren von Werbung und weshalb man es trotzdem in Erwägung ziehen sollte.

Das Internet würde ohne Werbung in dieser Form nicht existieren

Die meisten Inhalte und Informationen des Internets sind frei zugänglich. Wer die neuesten Nachrichten erfahren möchte oder nach Kochrezepten sucht, findet unzählige Seiten, die solche Inhalte kostenlos bereitstellen. Doch der Betrieb einer Webseite kann mit hohen Ausgaben verbunden sein: Texter, Editoren, Programmierer und Webhosting kosten viel Geld.

Um diese Ausgaben decken zu können, setzen die meisten Webseiten auf Werbung. Andere Unternehmen bezahlen sie dafür, um ihre Produkte und Dienstleistungen den Besuchern auf eingebauten Werbebannern anzeigen zu lassen. Der größte Anbieter von solchen Werbebannern ist Google (Alphabet) – das Unternehmen erzielt damit seinen meisten Gewinn.

Würden Betreiber von Webseiten auf diese Werbeeinnahmen verzichten, müssten sie auf eine andere Form der Monetarisierung setzen. So verstecken viele namhafte Zeitungen und Nachrichtensender ihre Inhalte bereits teilweise oder sogar ganz hinter Paywalls (kostenpflichtigen Abos). Ein Internet ohne Werbung wäre noch stärker durch solche Bezahlschranken geprägt.

Siehe auch:  So aktivieren Sie Ihre eSIM

Wieso blockieren viele Menschen Werbung im Internet?

Während man beim Fernsehen lange Zeit Werbung schlichtweg hinnehmen musste, bieten Computer, Handys und das Internet mehr Flexibilität. Werbeblocker erlauben es einem, die meisten Anzeigen komplett ausblenden zu lassen – das hat gute Gründe.

Anzeigen oft zu aufdringlich

Auf vielen Seiten sind die Anzeigen schlichtweg zu aufdringlich. Früher waren es nervige Pop-ups, die heute zum Glück von den meisten Browsern blockiert werden. Heute sind es aber blinkende Anzeigen, teilweise Videos mit Ton, die automatisch abspielen und einen Besucher sprichwörtlich in den Wahnsinn treiben können. Manchmal ist mehr als die halbe Seite durch Werbung bedeckt – viele Menschen ziehen mit einem Werbeblocker die Reißleine.

Ladezeiten und Performance deutlich schlechter

Doch die aufdringliche Werbung hat noch einen weiteren negativen Effekt: Ladezeiten sind erheblich länger und die Performance geht in den Keller. Manchmal benötigt es mehr Rechenleistung zum Darstellen der Werbeanzeigen anstatt zum Abrufen der tatsächlichen Inhalte. Wer mit einem älteren Computer oder Handy unterwegs ist, leidet darunter gleich doppelt. Eine Webseite kann dann nämlich beim Scrollen ruckeln und hängen.

Privatsphäre in Gefahr

Werbung im Internet ist personalisiert und bezieht Suchanfragen und Suchverlauf mit ein. So zeigen plötzlich alle Werbebanner Produkte an, nach denen man am Vortag gesucht hat. Das gelingt über sogenannte Cookies, die einen Internetnutzer auf Schritt und Tritt verfolgen. Es gibt zwar die Möglichkeit, diese Cookies zu löschen oder zu blockieren. Aber vielen Menschen fehlt dazu das notwendige Know-how. Ein Werbeblocker erscheint da als einfachere Lösung.

Dubiose Inhalte werden beworben

Eine weitere Gefahr sind die Inhalte selbst, die manchmal komplett ungefiltert beworben werden. In einigen Fällen handelt es sich schlichtweg um betrügerische Produkte und Versprechen. Manchmal wird sogar Phishing betrieben oder Malware über bezahlte Anzeigen im Internet verbreitet. Nutzer sind also deutlich besser beraten, mit Hinblick auf ihre eigene Sicherheit solche Anzeigen komplett zu blockieren.

Siehe auch:  Wie IT-Infrastruktur Beratung Ihr Unternehmen transformieren kann

Was bedeutet das Blockieren konkret für die Betreiber?

Da Werbebanner wie Google Ads einen Betreiber per Klick vergüten, ist die Folge ganz einfach. Ein Besucher mit Werbeblocker verursacht Kosten, kann aber nicht zum Umsatz durch Werbung beitragen. Wenn theoretisch alle Besucher diesem Beispiel folgen, wäre eine werbefinanzierte Bereitstellung der Inhalte praktisch unmöglich.

Abos und Bezahlschranken würden sich zwangsläufig als einzige Alternativen etablieren, wie sie schon auf einigen Seiten vorgelebt werden. So ließ YouTube lange Zeit den Einsatz von Werbeblockern frei zu. Heute geht das Unternehmen aktiv dagegen vor und erzwingt entweder die Deaktivierung des Blockers oder verweist auf das kostenpflichtige Abo.

Man muss Werbung nicht komplett blockieren

Wer jedoch seine Lieblingsseite trotzdem unterstützen möchte, ohne ganz auf einen Werbeblocker zu verzichten, kann meistens entsprechende Einstellungen vornehmen. So kann man problemlos einige Seiten gezielt freigeben (Whitelist), sodass ihre Werbung angezeigt wird. Einzelne Elemente lassen sich anschließend bei Bedarf händisch markieren und blockieren.

Oder man blockiert nur aufdringliche Anzeigen und Videos, während man einfache Bilder und Texte zulässt. Das kann ein guter Kompromiss sein, um weiterhin ein freies Internet zu unterstützen. Eine weitere Möglichkeit ist natürlich der Abschluss eines Abos, sofern die Seite es als Option zum Ausblenden von Werbung anbietet.

Es gibt also einige Methoden, um das ethische Dilemma beim Blockieren von Werbeanzeigen zumindest teilweise zu umgehen. Auf Plattformen wie YouTube, Instagram & Co kann man zudem einzelne Content Creator gezielt unterstützen, um weiterhin die Erstellung von unabhängigen, hochwertigen und kostenlosen Inhalten zu fördern.

Fazit: Werbung kann zwar lästig sein, doch sie muss nicht immer komplett blockiert werden

Wer zu einem offenen Internet ohne Bezahlschranken beitragen möchte, muss in einem gewissen Umfang Werbung ertragen können. Moderne Werbeblocker machen das relativ einfach: Man kann aufdringliche Werbung ausblenden, während sich Seiten mit akzeptablen Werbeanzeigen freigeben und auf eine Whitelist setzen lassen.

Siehe auch:  Die weltweit verbreitete Nutzung der Mobiltechnologie im Jahr 2025

So kann man das ethische Dilemma beim Blockieren von Werbeanzeigen teilweise umgehen und vielleicht sogar eine positive Entwicklung hin zu ethischer Werbung fördern. Werbung, die nicht penetrant ist und keine dubiosen Inhalte verbreitet.

Teilen Sie Diesen Artikel